Aus der
Lebensbeschreibung von Priestermärtyrer Aleksandr (Parusnikov)
Erzpriester Aleksandr Parusnikov.
Taganskaja-Gefängnis Moskau,1938
Hegumen
Damaskin (Orlovskij)\
„Während der Untersuchungen wurde
Erzpriester Aleksandr auf der Polizeistelle von Ramenskoe in Untersuchungshaft
gehalten. Bei der Polizei war ein gewisser Plotnikov bedienstet. Seine Aufgabe
bestand unter anderem darin, den Priester zu verhören und ihn zur Sauna zu
führen. Einen Tag, bevor der Saunabesuch stattfinden sollte, suchte er zu
später Nachtstunde Aleksandra Ivanovna auf und sagte: ‚Morgen werde ich Ihren
Mann begleiten. Kommen Sie zur Brücke und verstecken Sie sich unter ihr. Ich
werde ihn zu Ihnen führen.’
Aleksandra Ivanovna nahm saubere
Wäsche und etwas Essen mit. Sie rechnete damit, ihren Mann mit ausgeschlagen
Zähnen wieder zu sehen.
Vater Aleksandr saß mit seiner Frau
unter der Brücke bis der Polizist kam und sie unterbrach: ‚Entschuldigen Sie
mich, Batjushka, es ist nun Zeit, zu gehen.’ Sie verabschiedeten sich
voneinander und man führte den Priester Aleksandr in die Sauna, während die
Priesterfrau nach Hause ging.
Aus dem Gefängnis schrieb Vater
Aleksandr auf Zigarettenpapier ein paar Briefe, die ein freigelassener
Inhaftierter im Absatz nach draußen schmuggelte. Der Priester schrieb seiner
Frau und seinen Kindern:
‚Meine Kinder, ich […] drücke euch
alle ans Herz. Liebt einander. Achtet die Älteren, kümmert euch um die
Jüngeren. Sorgt euch mit allen Kräften um eure Mutter. Gott segne euch!‘
‚Liebe Sasha1, danke, dass du mir
soviel Glück bereitet hast. Weine nicht über mich. Es ist Gottes Wille.‘
‚Mein lieber Serezha2, leb wohl. Du
wirst von nun an meinen Platz ausfüllen. Ich bitte dich, verlasse nicht die
Mutter, die Brüder und Schwestern. Segne Gott durch Erfolg alle deine Taten!
Ich sehne mich zu Tode nach euch. Nochmals, lebt wohl!‘
Ende Mai wurde die Untersuchung abgeschlossen. In
einem Konvoi brachte man Vater Aleksandr zum Bahnhof. Seine Tochter Tat`jana
spielte gerade mit den Kindern auf der Straße. Als sie sah, dass ihr Vater
abgeführt wurde, lief sie herbei, umarmte ihn und spürte durch das Gewand, wie
er im Gefängnis abgemagert war. Der Vater legte ihr die Hand auf den Kopf und
sagte freundlich: ‚Tanjushka, wie du nur groß geworden bist!’ Doch dann jagte
der Anführer des Konvois das Mädchen weg. Es rannte zu seiner Mutter und berichtete
ihr, den Vater gesehen zu haben. Aleksandra Ivanovna lief sofort aus dem Haus
und holte den Konvoi mit ihrem Mann ein. Zusammen mit den Fahrgästen bestieg
sie den Bahnwagon. Sogleich kam ein Polizist in den Wagon, machte in einem
Coupé Platz für den Priester und setzte sich selbst dazu. Aleksandra Ivanovna
durfte hinter ihrem Mann sitzen. Auf der Hälfte der Fahrt erlaubte ihr der
Anführer des Konvois, sich neben Vater Aleksandr zu setzen; so konnten sie noch
über Vieles sprechen. Das war ihr letztes Beisammensein.
Am 2. Juni 1938 verurteilte eine
Troika des NKVD Vater Aleksandr zum Tod durch Erschießen. Er war zu diesem
Zeitpunkt im Taganka-Gefängnis3 in Moskau inhaftiert. Gemäß den Bestimmungen
für den Scharfrichter fotografierte man ihn. Auf diese Weise wollte man
sicherstellen, dass das Urteil bei der Vielzahl der Gefangenen am Richtigen
vollstreckt werde. Erzpriester Aleksandr Parusnikov wurde am 27. Juni 1938
erschossen und in einem unbekannten Grab am Schießplatz Butovo bei Moskau
beigesetzt.“
1 Taganskaja tjur`ma, kurz ”Taganka”
2 Mit Sasha ist Aleksandra, die
Ehefrau des Priesters gemeint.
3 Kosename für Sergej.
(Schröter, K. A. (Hg.): Wir gerieten
in Feuer und Wasser und Du hast uns belebend herausgeführt, Hegumen Damaskin
(Orlovskij), Hochschulverlag 2010, S. 200f.)
Δεν υπάρχουν σχόλια:
Δημοσίευση σχολίου